Die Fledermaushöhle

Wir haben wieder eine frühmorgendliche Flusstour, die etwas länger dauert, weil unser Guide entschlossen ist, für uns Borneo Zwergelefanten aufzustöbern. Und er wird fündig. Irgendwie. Also, ich sehe für einen kurzen Moment etwas ledrige Elefantenhaut durch die Blätter der Pflanzen am Ufer, und sie sind weg, bevor wir eine Stelle mit besserer Sicht erreichen. Danach verweilen wir noch ziemlich lange in der Hoffnung auf eine zweite Chance, die sich jedoch leider nicht erfüllt. Aber technisch haben wir sie gesehen. Ging halt darum, dass wir somit die „Borneo Big 5“ für unsere Tour abhaken können.

https://www.borneoecotours.com/blog/get-to-know-bornean-big-five/
(Verlinke ich hier nur, weil mir deren Big 5 Poster gut gefällt)

Mir selbst geht es bei so was weniger darum, eine Liste abzuhaken als vielmehr darum, dass das was wir sehen eben bewegend ist. Da ist mir die Vollständigkeit einer Liste eher zweitrangig.

Und wer mich kennt weiß sowieso, dass mir die Fledermäuse wichtiger sind – und genau die stehen am Nachmittag auf dem Programm. Endlich! 🦇🥰

Es geht zur Gomantong Höhle, in der Millionen Fledermäuse und Vögel gemeinsam leben. Die Vogelnester werden dort regelmäßig von einheimischen Arbeitern „geerntet“, um dann als Delikatesse verkauft zu werden. Ich habe leider mein Flächenlicht vergessen. Ausgerechnet!! Aber es hätte mir eh nicht viel gebracht, denn die Höhle ist so hoch, dass es sowieso nicht gereicht hätte, um dort irgendwas sinnvoll auszuleuchten. Und auch mit meinem Travel-Zoom Objektiv mit 300mm ist bei der Größe der Fledermäuse nicht viel zu machen.

Vor dem Betreten der Höhle setzen wir Helme auf, haben sowieso schon lange Hosen an, und bekommen auch Handschuhe, die ich aber direkt wieder ausziehe, weil sie mich einfach beim Bedienen der Kamera zu sehr behindern. Das ganze machen wir, da der ganze Boden der Höhle voll mit dem Guano der Fledermäuse ist, wodurch es stellenweise sehr rutschig ist. Keiner von uns ist scharf darauf, hier auszurutschen. Zu lange nach oben zu schauen, um mit dem Sucher ein Motiv zu finden, kann auch gefährlich sein. Mindestens den Mund geschlossen halten. Zur Mitte der Höhle hin baut es sich regelrecht zu einem Guano-Berg auf, und bei genauerem Betrachten sieht man zahllose Insekten, die dort ihren Lebensraum gefunden haben. Wenn eine Fledermaus hier reinfallen sollte, erst recht eine junge, ist das so ziemlich ihr Todesurteil. Leider sehen wir auch einige, die genau dieses Schicksal ereilt und die dort lebendig verspeist werden. Eine jedoch scheint gezielt hier runter zu fliegen und sich an dem Gewusel wie an einem Buffett zu bedienen.

Am Rande des Guano-Berges sammelt sich der Urin. Einige Krabben haben hier ihre Heimat gefunden

Nachdem wir die Höhle besichtigt haben besteigen wir ca. 666 Treppenstufen, um zu dem Ausgang zu kommen, an dem wir den abendlichen Ausflug der Fledermaus-Kolonie erwarten. Der Aufstieg erinnert an die Wall Of Tears auf den Galapagos, und ich habe innerlich ähnlich geflucht. Kurz bevor wir oben ankommen, merkt jemand aus der Gruppe, dass er etwas vergessen hat, und Forrest und ich scherzen, wie praktisch es jetzt wäre, wenn Lucy (aus der Galapagos-Gruppe) dabei wäre: Nicht nur, dass sie in 5 Minuten zurück gewesen wäre, sie hätte bei der Gelegenheit auch noch Getränke für alle dabei gehabt und nicht einen Tropfen Schweiß auf der Stirn…
Leider werden wir nicht belohnt, denn die Fledermäuse fliegen nicht bzw. nicht über diesen Ausgang raus. Dafür haben wir lustige Gespräche.

Beim Abendessen dealen James und ich wieder mit unseren letzten Chili-Pulver-Beständen, um irgendwie das weniger als durchschnittlich gute Essen aufzuwerten, als ich mitbekomme, wie Forrest zu den anderen sagt, dass ja der eigentliche Grund der Reise nicht wäre, die ganzen Tiere, Pflanzen , Natur und so weiter zu sehen, sondern zu erleben, wie ich langsam an dem servierten Essen meinen Verstand verliere. Damit wird so Manches klar.

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